Ersatzzahnrad für einen alten Kassettenradio

Nachdem ich neulich einige Flyer auf den schwarzen Brettern in den diversen Blöcken von Alt Erlaa ausgehängt hatte, bekam ich auch schon wenige Tage darauf eine erste Anfrage per e-Mail. Das Problem war geradezu ein Paradebeispiel für einen 3D Drucker.

Das Problem meines Nachbarn

In der e-Mail schrieb einer meiner tausenden Nachbarn, dass er seiner Schwiegermutter versprochen hatte, das Kassettendeck von ihrem rund 20 Jahre alten Kassettenradio zu reparieren. Lieber Nachbar, du hast mein vollstes Mitgefühl. Ich weiß was es heißt seiner Schwiegermutter zu versprechen etwas zu reparieren.  Aus der Nummer kommt man nicht mehr raus. Das muss erledigt werden, koste es was es wolle ;-).

Konkret war das Problem, dass bei einem der zahlreichen Zahnräder, welche im Antrieb des Kassettendecks eingebaut waren, einige Zähne abgebrochen waren. Leider gibt es für dieses Gerät aber keine Ersatzteile mehr. Auch mit einem Ersatzantrieb, welchen er gebraucht gekauft hatte, konnte er den Antrieb nicht reparieren. Auch bei diesem Zahnrad brachen ziemlich schnell wieder die Zähne ab.

Auf Nachfrage wie das Zahnrad denn genau aussieht, erhielt ich folgendes Foto von ihm.

 

Ja, das war Mal eine Herausforderung. Alles, was ich bisher entworfen hatte,  war einfach dagegen. Aber, was wäre das Leben ohne die kleinen Herausforderungen.

Herausforderung angenommen

Ich holte das alte Zahnrad von ihm ab und vereinbarte, dass ich es zumindest versuchen wollte. Da es vermutlich auch für das Kassettenradio die letzte Chance war, willigte auch mein Nachbar ein.

Die Anforderungen

Im Wesentlichen gab es zwei Anforderungen an das Zahnrad. Diese waren:

  • Übersetzung von 16 auf 32 Zähne
  • Es muss robust sein, sodass die Zähne nicht sofort wieder abbrechen

An die Arbeit

Bevor ich mich daran machen konnte das Zahnrad zu entwerfen, musste ich es vermessen. Wie man sieht, kam da doch einiges zusammen.

Nun konnte es endlich losgehen. Ich startet also Fusion 360 und begann das Zahnrad zu designen.

Als erstes skizzierte ich die Grundform und erstellte in weiterer Folge daraus das Basismodell des Zahnrads.

Im nächsten Schritt wurden die 32 äußeren Zähne hinzugefügt.

Zu guter Letzt mussten noch die 16 Zähne des inneren Zahnrads ergänzt werden.

Fertig!

Drucker starten und los geht’s

Das Drucken des Zahnrads dauerte bei einer Schichthöhe von 0,2 mm ca. 25 Minuten. Allerding war der erste Druck zu ungenau und die Zähne des Zahnrads mussten im Design noch ein wenig angepasst werden.

Im zweiten Anlauf wurde das Zahnrad mit 0,08 mm Schichthöhe und etwas langsamer gedruckt. Gemeinsam mit den nachgebesserten Zähnen im Modell, wurde es wirklich gut.

Rückmeldung des Nachbarn

Drei Tage nachdem ich meinem Nachbarn das Zahnrad übergeben hatte, schrieb er mir, dass das neue Zahnrad bereits eingebaut wurde und er im Großen und Ganzen damit zufrieden war. Es bedurfte zwar kleinerer Nachbesserungen, wie das Nachbohren der Achsöffnung, da diese einen Tick  zu eng war, aber das Zahnrad erfüllte seinen Zweck und wurde bereits einem ersten Test unterzogen.

Das einzige Manko des neuen Zahnrads ist, dass die Geräuschdämpfung mit dem neuen Zahnrad leider nicht mehr ganz gegeben war. Vermutlich liegt das am verwendeten Material, da das Material des alten Zahnrads ein wenig weicher war.

Doch die für mich entscheidende Aussage in der Feedback e-Mail war  „Jedenfalls ist der 3D-Druck eine Möglichkeit, Geräte trotz nicht mehr lieferbarer Ersatzteile vor dem Schrott zu retten…“.

Und damit hat er absolut recht.

Links

Youtube Video: Erstellen eines Zahnrads mit Fusion 360

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